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BAD BODENDORF



Die Chronik des Brunnenhofes

Fast über zwanzig Jahre zog sich die Planung der Ahrtal-Eisenbahn hin. 1859 war Rudolf Felix August von Groote, in dessen Familienbesi tz sich auch die Bodendorfer Burg sowie fast alle anliegenden Grundstücke befanden, Landrat des Kreises Ahrweiler geworden. Schon zu Beginn seiner Amtszeit beklagte er sich über den zu teueren Landtransport ins Innere des Kreises und plädierte für den Bau einer Zweig-Eisenbahnstrecke ins Ahrtal.

1865 wurde die noch private Rheinische Eisenbahngesellschaft mit der Planung der Strecke beauftragt. Die Querelen wegen verschiedener möglicher Trassenführungen sollten sich aber über mehr als zehn Jahre hinwegziehen, und erst 1879 waren alle Schwierigkeiten überwunden. Auch in Bodendorf hatten die von Grootes ihr ganzes Verhandlungsgeschick eingesetzt, um die bestmöglichen Bedingungen beim Verkauf der für den Bahnhofbau nötigen Grundstücke an die Rheinische Eisenbahngesellschaft herauszuschlagen. Zu den Auflagen gehörten die Einrichtung eines Wartesaals zweiter Klasse, der Bau eines Güterschuppens, sowie der direkte Zugang zum Bahngelände durch ein angrenzendes Tor in der Burgmauer.

So wurde am 21. November 1879 die Grundsteinlegung des Bahnhofs Bodendorf festlich begangen, und es entstand das schmucke Bahnhofsgebäude neugotischen Stils aus Bruchstein mit seinen Fachwerkgiebeln und einem Krüppelwalmdach, sowie ein eingeschossiges Nebengebäude in gleicher Bauweise, welches wohl ursprünglich als Güterbahnhof geplant war. Später befanden sich in diesem öffentliche Toiletten, sowie eine Waschküche, private Toiletten und Stallungen für die Bahnhofsbewohner.

Am 17. September 1880 wurde der Verkehr auf der Ahrtalbahn eröffnet und so begann für die Bodendorfer eine neue ära der Verkehrsanbindung.

1881 erhielt der Bahnhof zudem eine Postagentur, die ab 1891 auch sogar über eine Telegrafenstation verfügte. In der Chronik wird gerne auf den Kurzaufenthalt des preußischen Kronprinzen, später König Friedrich Wilhelm IV., im Jahre 1901 hingewiesen, bei dem er von den Schulkindern mit Ovationen begrüßt wurde und einen Pokal aus dem Besitz von Pastor Fey, gefüllt mit Bodendorfer Rotwein überreicht bekam. In den Weltkriegen blieb der Bahnhof weitgehend verschont, obwohl er besonders im 2. Weltkrieg wegen der strategischen Lage in der Nähe der Rheinschiene in der Remagener Brücke unter starkem Beschuss stand. Im ersten Weltkrieg bezog eine Wache, bestehend aus den Reihen der Landwehr bzw. des Landsturms im Bahnhof Quartier. Diese sollten den Streckenabschnitt der unteren Ahr schützen. Die Aufnahme der "Bodendorfer Wache" von einer Feldpostkarte ist im Gastraum des Brunnenhofs zu sehen.

In der Reihe der Bahnhofsvorsteher gibt es noch Erzählungen aus der Zeit der Vorsteherfamilie Feuser in den 20er Jahren. Betagte Bodendorfer können sich noch an den Vorsteher Wolter, den Vater von Dr. Heribert Wolter in den 30er Jahren erinnern. Der letzte Vorsteher war Albert Bleffert, der 1957 mit seiner Familie eigens mit einem von einer kleinen Lock gezogenen Möbelwaggon in den Bahnhof einzog. Auf dem Foto im Brunnenhof ist er mit seiner Familie an der "Bahnhofspomp" zu sehen. Nach der Amtszeit Blefferts wurde der Bahnhof Bad Neuenahr unterstellt.

2005 wurde der Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt und stand zum Verkauf an. Die Stadt zeigte einige Zeit Kaufinteresse, konnte sich dann aber wegen der zu erwartenden Sanierungskosten nicht durchringen. So bekam schließlich Heinz Schiffer und sein Münchner Freund Helmut Steininger den Zuschlag und der Bahnhof erwachte Dank der Tatkraft der neuen Eigentümer schnell zu neuem Leben. Eine für das ganze Dorf erfreulich Entwicklung, die mit der Eröffnung des "Brunnenhof" gekrönt werden konnte.

Der Dienstraum nach vorne ist bis heute während des Bahnverkehrs besetzt, und Signale und Schranken werden per Hand betätigt. Die Technik ist längst museumsreif, funktioniert aber noch. Wie lange noch ist allerdings nicht bekannt.

Die Bahnhofspomp

Bei der Planung des Bahnhofs dürfte sicher auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass es neben dem Gebäude einen Sauerbrunnen gab, der für die zukünftigen Bewohner eine für damalige Verhältnisse recht komfortable Wasserversorgung bedeutete. Das erfrischende, wohlschmeckende Nass dieses Brunnens hatte aber auch für das Dorf, in dem es ja noch keine Wasserleitung gab, große Bedeutung, es war aber auch in der Umgebung bekannt und beliebt. So wurde der Pumpenschwengel nicht wenig betätigt und Kesselflicker Willems vom Ellig hatte viel zutun, um die Pumpe in Stand zu halten Neben dem Wasser des Sauerbrünnchens wurde aber auch das Regenwasser des Bahnhofdaches genutzt, das in einen Schacht im Keller geleitet wurde und außen am sogenannten "Rähnwasserpümpche" entnommen wurde. Man kann an der Ecke des Gebäudes zum Weinberg hin heute noch erkennen, wo es angebracht war.

Der Sauerbrunnen verlor seine Bedeutung, als der Bahnhof 1936 an das Wasserleitungsnetz angeschlossen wurde. Nach dem Krieg stand die Pumpe nur noch funktionslos da, und der Brunnen ist wohl versiegt. In den 60er Jahren wurde sie abgebaut.

Die Position des Brunnenschachtes kann man noch heute an der Betonabdeckung erkennen. Zur Erinnerung an die "Bahnhofspomp" errichtete der Heimat- und Bürgerverein 1994 die Brunnenanlage "Ett Brönnche" am historischen Weinberg.

Bernhard Knorr